Smartphones sind „IN“. Wer heutzutage noch ein „normales“ Handy sein Eigen nennt, wird oft belächelt, wenn er es mal zum Telefonieren oder SMSen benutzt. Das kann schließlich keine Apps runterladen, im Internet surfen ist bei den meisten Handys auch eher rudimentär und das „Gesichtsbuch“ oder Whats app funktionieren auch nicht ohne Android oder iOS.
Dabei sind Smartphones heute billig zu haben, für knapp 100€ läßt sich beim bekannten „Geiz ist Geil“ Dealer ein „Handy mit Touchscreen“ erwerben. Nach oben sind bekanntlich keine Grenzen gesetzt.
Und weil die Technik in diesem Bereich noch immer extrem schnell besser wird (kleiner, leistungsfähiger) bringen die großen Smartphone Dealer JEDES Jahr ein „neues“ Update ihrer Flagschiffe heraus, für die sich auch immer unzählige Abnehmer finden. Das Samsung Galaxy S4 verkaufte sich in den ersten 4 (VIER) Tagen 10.000.000 (10 Millionen) mal. Apple verkaufte am ersten WE knapp 5.000.000 iPhone 5.
Das sind verdammt viele Smartphones, die ja nicht einfach da sind, sondern unter größtenteils nicht vetretbaren Bedingungen hergestellt werden.
Ein modernes Smartphone besteht aus knapp 60 verschiedenen Stoffen (u.a. Gold, Tantal, Zinn), von denen viele in nur sehr wenigen Ländern der Erde vorkommen und dort nur unter sehr zweifelhaften Bedingungen gewonnen werden können. Oft kommt es zu massiven Umweltschäden und auch die Arbeiter schürfen allzu oft unter gesundheitlich schädlichen Bedingungen (kein Arbeitsschutz, schwere körperliche Arbeit).
Die Fertigung des Smartphones findet dann bei einem der ODM-Hersteller, wie Foxconn, statt, die Auftragsfertigungen im großen Maß übernehmen. Und auch hier hört man immer wieder von Skandalen (Selbstmorde unter den Beschäftigten) und menschenunwürdigen Bedingungen (Arbeiter berichten von 10h Schichten, Arbeiten ohne Schutzvorrichtungen,Wohnungen ohne Strom und Wasser).
Kann unter diesen Bedingungen ein Smartphone noch „IN“ sein? Insbesondere, wenn es jedes Jahr ein Neues sein muss?
Ein niederländisches StartUp versucht einen ersten Schritt in die richtige Richtung und hat das Projekt „Fairphone“ gestartet. Wo es geht versuchen sie Einfluß auf die Bedingungen für die Materialgewinnung und die Produktion zu nehmen. Dass sie als kleines StartUp nicht jeden Zulieferer des Zulieferers und jedes Gramm gewonnener Materialien prüfen können, und auch keine eigene Produktion starten können ist wohl klar. Aber die Idee und der Grundgedanke ein Smartphone FAIR herzustellen, sind begrüßenswert und vielleicht können sie ein Zeichen setzen, für alle anderen da draußen.
Und so sollten wir jene, die ihrem Handy treu bleiben nicht mitleidig belächeln, sondern uns selbst fragen, ob wir das „Neue“ wirklich brauchen… Denn wenn wir genau drüber nachdenken ist es doch nur ein Luxusartikel, der alles anderes als „sauber“ ist.