Was macht eigentlich ein Wissenschaftsjournalist?

Wenn das Interesse an Naturwissenschaften und der Spaß am Schreiben aufeinander treffen, dann kann daraus Wissenschaftsjournalismus werden. Doch was braucht es wirklich, um im hart umkämpften Markt der Nachrichten und Informationen bestehen zu können? Dieser und anderen Fragen bin ich während meiner drei monatigen Auszeit im Sommer 2014 im Rahmen eines Redaktionspraktikums im ‚Spektrum der Wissenschaft‘ Verlag in Heidelberg nachgegangen.

Da es nicht selbstverständlich ist, dass ein Arbeitgeber seinem Mitarbeiter diese Möglichkeit bietet, möchte ich mich an dieser Stelle vielmals bei Mathias Wossidlo und Thomas Steinmann bedanken, die ohne zu zögern auf meine Anfrage eingegangen sind und unkompliziert und unbürokratisch eine für alle Seiten angenehme Regelung meiner Auszeit gefunden haben.

So startete ich im Juli meine neue Tätigkeit in der Onlineredaktion des Wissenschaftsverlags. Entgegen allgemeiner Klischees, verbrachte ich keine Zeit mit Kaffee kochen und Kopierer bedienen, sondern wurde gleich in die Geheimnisse der Informationsbeschaffung eingeweiht. Wie überall im  Journalismus geht es auch in einem Wissenschaftsverlag um die Verbreitung neuester Erkenntnisse und Informationen. Zielgruppe ist der interessierte Laie. Doch woher kommen diese neuen Forschungsergebnisse? Und wie schaffen es die Journalisten schon vor der offiziellen Veröffentlichung in einschlägigen Fachzeitschriften informiert zu sein?

Die meisten neuen Erkenntnisse in den Naturwissenschaften werden an Universitäten durch die Grundlagenforschung erbracht. Ihre Ergebnisse veröffentlichen die Forscher als sogenannte Paper in Fachzeitschriften wie Nature und Science. Zwar verfügen die Fachjournale auch über Online Webseiten, auf denen sie die neuesten Veröffentlichungen präsentieren, vollständigen Zugang gibt es jedoch nur gegen Bezahlung und die fällt oft recht üppig aus. Zusätzlich strotzen wissenschaftliche Artikel nur so vor Fachwörtern und wissenschaftlichen Formulierungen, dass selbst Muttersprachler oft nur wenig verstehen

Da aber auch die Verlage an einer allgemeinen Verbreitung von Informationen interessiert sind, gibt es für Journalisten einen speziellen Bereich,  in dem die Fachzeitschriften schon vor ab „unter Nachrichtensperre“ die demnächst zu veröffentlichen Fachartikel (Paper) bereitstellen. Meist bleiben dem Schreiber somit 5 – 7 Tage, um aus dem Paper die für den Laien interessanten Punkte aufzugreifen und in eine leicht verständliche Form zu gießen. Je nach Thema und allgemeinem Interesse werden Nachrichten, kurze Artikel oder längere Berichte verfasst.

Auf der eigenen Website dürfen diese Artikel jedoch erst nach Ablauf der Nachrichtensperre erscheinen, das wird auch streng geprüft und kann schon mal zu mehr oder weniger nett formulierten eMails führen, in denen gefordert wird den zu früh veröffentlichen Artikel unverzüglich abzuschalten.

Neben brandaktuellen Neuigkeiten gibt es auch immer wieder Themen, über die selten oder bisher noch gar nicht berichtet wurde. Dafür sind meist die freien Journalisten zuständig, die für ihre Recherchen durch die ganze Welt reisen, um so zum Beispiel über bisher unerforschte Krankheiten aus Afrika zu berichten.

Ein Wissenschaftsjournalist befindet sich nah am aktuellen Forschungsgeschehen, kann in viele Bereiche hineinschauen und sich das interessanteste „herauspicken“. Doch wie überall im Journalismus ist auch hier die Konkurrenz groß, die Bezahlung meist schlecht und die Zukunft ungewiss. Wer eine der raren Stellen als Redakteur ergattert hat, kann sich glücklich schätzen, die meisten Wissenschaftsjournalisten schlagen sich jedoch mehr oder weniger schlecht als Freie durch. Das richtige Gespür für die großen Themen und eine schnelle Schreibe helfen hier, doch beides lässt sich in einem drei monatigen Praktikum nur schwer erlernen. Und so werde ich meinen Spaß am Schreiben wohl weiterhin eher im privaten Rahmen ausleben. Wobei, was macht eigentlich ein professioneller Blogger?

Journalisten
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Von Janni