Vorweg: Ich glaube man bekommt in Deutschland alle nötigen Untersuchungen, nur vielleicht nicht immer zum richtigen Zeitpunkt.

Und so begann meine Odyssee in einem Krankenhaus in Mannheim. Aus Italien hatte ich nicht nur ein gebrochenes Bein mitgebracht, sondern, muss sich ja auch lohnen, gleich noch eine Corona-Infektion. Und mit Corona hat einen Anfang Sept 2022 kein niedergelassener Arzt behandelt, nur in Notaufnahmen in Krankenhäusern wurde man untersucht.

Mein Bein wurde hier nach einer knappen Woche neu versorgt:

Statt der Schiene gab es nun ein VacoPad – und eine Überweisung zum MRT (vorab, da kam nix raus, Knöchel war zwar ordentlich geprellt, aber alles noch intakt).

Mein seltsamer Befund am Rektum wurde als nicht so wichtig abgetan. Obwohl ich die CT-Bilder und Befunde dabei hatte. Wäre nix zu sehen meinte der Radiologe – ob der wohl seinen Beruf verfehlt hat?

Mein Hausarzt schlug vor eine Koloskopie (Darmspiegelung) zu machen, reinschauen würde ja nicht schaden. Mit gebrochenem Bein aber auch nicht so einfach und Corona muss ja auch erst noch abklingen, und so gab es erst im Oktober einen Termin.

Bei der Vorbesprechung hat sich niemand die CT-Bilder angeschaut, lediglich die laienhafte Übersetzung der Befunde aus Italien wurden gelesen. Und so wurde eine Koloskopie gemacht, bei der ein super gesunder Darm betrachtet wurde. Die kleine Anhaftung an der Außenseite des Rektums hat der Arzt nur gesehen, weil er wusste, dass da was sein soll.

Und so entließ er mich mit einer Überweisung zu einem Endo-Ultraschall und den Worten ich solle mir keine Sorgen machen. Das habe ich noch öfter zu hören bekommen:

  • Von meinem Hausarzt, der nach dem Befund aus der Koloskopie half, einen schnelleren Termin im Enddarmzentrum zu bekommen.
  • Vom Arzt im Enddarmzentrum, der im November einen Ultraschall durch das Rektum gemacht hat. Zwar hatte er sowas noch nie gesehen und auch der hinzugeholte Kollege wusste nicht, was das sein soll, aber es wäre vermutlich nur eine Zyste. Immerhin gab er mir den Hinweis ein MRT machen zu lassen.
  • Vom Chef der Praxis, die erst die Koloskopie gemacht und mir dann freundlicher Weise die Überweisung für das MRT ausgestellt hat.

Und selbst als ich Anfang Dezember den Befund aus dem MRT hatte: Verdacht auf eine Tailgut Zyste mit Hinweis auf maligne Entartung (= eine bösartig mutierte Zyste), sagten die Ärzte in den Sprechstunden zur Abklärung der chirurgischen Entfernung der „Raumforderung“, dass ich mir nicht so viele Sorgen machen soll.

Ich habe mir, insbesondere nach dem MRT-Befund natürlich trotzdem sehr viele Sorgen gemacht. Um besser damit klarzukommen, habe ich jede Menge medizinische Literatur gelesen, um zu verstehen, was eine Tailgut Zyste ist, wie oft diese entarten und wie sie behandelt wird. Kurz: Das ist eine sehr seltene embryonale Fehlentwicklung des Schwanzdarms (engl. Tailgut), die mit 10-30 %-iger Wahrscheinlichkeit entartet und die daher immer herausoperiert werden sollte.

Da die Diagnose so selten ist, wollte ich einen Chirurgen, der sowas im Idealfall schon mal operiert hat, oder sich zumindest sehr gut in dem Bereich auskennt. Bei meinen Recherchen stieß ich auf zwei Unikliniken und ein städtisches Krankenhaus, mit denen ich Kontakt aufnahm. Nach teilweise mehreren Gesprächen mit den verschiedenen Ärzten, hatte ich drei Angebote für die Resektion des Tumors.

Nach einigen schlaflosen Nächten, Gesprächen mit Ärzten, aber auch Freunden und Familie, habe ich mich schließlich Ende Dezember entschlossen, die Operation in Mannheim am Theresienkrankenhaus durchführen zu lassen. Die vorgeschlagene Operation mit Erhalt des Rektums erschien mir die einzige valide Option (gegenüber den anderen Kliniken, die das Rektum gleich mit entfernen wollten – sicher ist sicher).

Mein Bein war mittlerweile wieder so gut verheilt, dass ich keine Einschränkungen mehr habe. Immerhin etwas.

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Von Janni