Mitte Januar ging es ins Theresienkrankenhaus, um die vermeintliche Tailgut Zyste aus meinem kleinen Becken zu entfernen. Mehr als 4 Monate nach dem Unfall in Italien war es nun also so weit.
Bei der Aufnahme und dem Aufklärungsgespräch wiesen mich die Chirurgen auf eventuelle Komplikationen hin, zu denen auch das Anlegen eines Ileostomas (künstlicher Darmausgang, bei dem der Dünndarm durch die Bauchdecke nach außen verlegt wird, damit der beschädigte Dickdarm ausheilen kann) gehört. Die Wahrscheinlichkeit sei aber minimal so 1-3%, daher wurde darauf auch nicht weiter eingegangen.
Am Morgen der OP habe ich dann das erste Mal den Chefarzt getroffen, der auch die OP durchführen würde. Der schaute auf meinen Bauch und meinte, es soll doch eine Stelle für ein eventuelles Stoma eingezeichnet werden, ich soll mich aber nicht so viele Sorgen machen (da war es wieder). Und so bekam ich kurzfristig noch einen schwarzen Punkt auf den Bauch gemalt. Dazu noch schicke Kompressionssocken und dann hieß es warten, um dann am Nachmittag zu erfahren, dass meine OP um einen Tag verschoben werden muss. Naja, macht auch nix mehr, außer, dass ich den ganzen Tag nix zu essen bekommen habe.
Am nächsten Tag war ich dann dafür gleich als Erste dran und lag um 7:30 Uhr in der Anästhesie. Eine Stunde war geplant. Aufmachen, die Zyste rausschälen, zumachen. Easy.
Als ich im Aufwachraum zum ersten Mal bewusst zu mir komme, geht meine Hand zuallererst zum „schwarzen Fleck“ auf dem Bauch. Der ist aber nicht mehr da, sondern durch ein Ileostoma ersetzt. Als ich versuche die Uhr zu entziffern die an der gegenüberliegenden Wand hängt, schreibe ich es meiner Kurzsichtigkeit zu, dass es wie 14 Uhr aussieht.
Später, ich liege in meinem Zimmer und kann langsam wieder klare Gedanken fassen, erfahre ich, dass die OP deutlich länger als angedacht gedauert hat – das Ileostoma war ja schon ein erster Hinweis. Auch meine Zeit im Aufwachraum war eher länger als kürzer (aber das kenne ich schon). Einen Arzt bekomme ich aber nicht zu sprechen. Erst am nächsten Tag in der Visite sickern erste Informationen durch.
Es war definitiv keine Zyste, was es genau war, wisse man aber noch nicht. Die Histologie kann bis zu zwei Wochen oder sogar länger dauern. Also wieder warten – kenne ich ja schon.
Und so habe ich etwas Zeit mich meinem neuen Darmausgang (dem Ileostoma) auseinanderzusetzen, den Blick auf ein winterliches Mannheim zu genießen und nach ein paar Tagen die ersten Schritte wieder außerhalb der Klinik zu wagen 🙂
Erfreulicher Weise ist die Histologie dann doch deutlich schneller als erwartet und nach 5 Tagen steht einer der Chirurgen an meinem Bett und übermittelt mir ohne große Einleitung und ganz rational, dass mein Zyste in Wirklichkeit ein Gastrointestinaler Stroma Tumor (GIST) ist.
Ich habe Krebs.
Aber ich sollte mir doch keine Sorgen machen, haben sie gesagt…