Neben den gewünschten Wirkungen, deretwegen man meistens ein Medikament einnimmt, gibt es leider fast immer auch Nebenwirkungen, die meistens nicht so angenehm sind.

Die Liste der Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel von Imatinib ist laaaaang. Zum Glück sind einige aber eher selten und treten bei mir hoffentlich gar nicht auf.

Nach 6 Wochen Einnahme habe ich bisher folgende Nebenwirkungen festgestellt bzw. werden mit Sicherheit auftreten:

Wassereinlagerungen

Bereits am 2. Tag ging es los, die Waage zeigte eine Gewichtszunahme an, obwohl ich in den Tagen zuvor kontinuierlich abgenommen habe (ich vermute Wassereinlagerungen vom KH Aufenthalt). Nach 2 Wochen hatte ich bereits 3 kg zugenommen.

Nach Rücksprache mit den Ärzten habe ich mir Entwässerungstee besorgt und versuche damit die weitere Zunahme zu verhindern. Das scheint zumindest halbwegs zu funktionieren, wenn da nicht meine Periode wäre.

Es ist ganz normal, dass Frauen kurz vor der Periode anfangen Wasser einzulagern. Meist so 1 kg. Und so stieg mein Gewicht wieder an. Leider ging es danach kaum wieder runter. Bei der nächsten Periode das Gleiche. Jetzt bin ich mal gespannt, ob da so weiter geht und ich alle 4 Wochen ein kg zulege.

Bisher scheine ich hauptsächlich um den Bauch/Po Bereich Wasser einzulagern. Das nervt etwas, schränkt mich bisher aber zum Glück kaum ein.

Ein weiteres Merkmal sind Ödeme um die Augen. Die habe ich auch am Morgen, über den Tag gibt es sich meist etwas, aber das hält sich bisher in Grenzen.

Durchfall

Das ist so ein Thema, bei dem ich mir nicht so sicher bin. Aufgrund des Stomas ist mein Stuhl grundsätzlich nicht geformt, seit der Einnahme von Imatinib, habe ich aber nachts häufig einen sehr dünnflüssigen Beutelinhalt.

Tagsüber ist alles okay. Ein Versuch mit Loperamid (Generica von Immodium) war scheinbar erfolgreich, allerdings ist der Stuhl seit der einmaligen Einnahme jetzt auch Nachts wieder fester. So ganz schlau bin ich daraus noch nicht geworden.

Da das Stoma aber bald zurückverlegt wird, werde ich bald wissen, ob es am Imatinib liegt oder eher was mit dem Essen und dem Stoma zu tun hatte.

Vornehme Blässe

Imatinib hemmt nicht nur den mutierten Tyrosin-Kinase-Rezeptor meiner Tumorzellen, sondern auch die Bildung von Pigmenten in der Haut. Man wird also nicht mehr braun, sondern bekommt direkt einen Sonnenbrand.

Für einen Outdoor-Junkie wie mich erstmal worst-case. Manchen sagen, mit einem hohen Lichtschutzfaktor (LSF) geht es schon auch in südlichen Ländern, mal schauen.

Sonnenallergie

Zuerst dachte ich, ich habe einen Sonnenbrand – Mitte März! Aber auch mit LSF 50 hatte ich nach 2-3h draußen ein rotes Gesicht.

Wie sich herausstellte, handelt es sich dabei vermutlich nicht um einen Sonnenbrand, sondern um eine phototoxische Reaktion. Die Rötung zeigte sich 30-60 min nach dem Aufenthalt im Freien und verschwindet nach ein paar Stunden wieder.

So ganz vorhersagen kann ich noch nicht, wann es auftritt und wann nicht. Ich beobachte aktuell den UV-Index und notiere mir, wie lange ich mit welchem LSF draußen war. Mal schauen, wie sich das noch entwickelt, hier habe ich tatsächlich etwas Angst, dass es bedeutet weniger Zeit draußen verbringen zu können, als ich das bisher gelebt habe.

Vitamin D3

Eine weitere Auswirkung in der Haut ist die Hemmung der Synthese von Vitamin D3. Hinzukommt, dass die Anwendung von Sonnencreme Pflicht ist. Somit besteht keine Chance, das Sonnenvitamin selbst herzustellen.

Studien zeigen jedoch, dass Vitamin D3 enorm wichtig für die Krebsbekämpfung ist. Patienten mit niedrigen VitD3 Werten haben eher Rückfälle, als Patienten mit hohen Werten. Mein aktueller Wert ist noch im Normbereich, aber auch eher an der unteren Grenze (35, Normbereich: 30 – 100).

Bisher habe ich VitD3 im Winter eh immer substituiert, jetzt muss ich das wohl das ganze Jahr machen.

Tränende Augen

Manche bekommen trockene Augen, ich dagegen neige sowieso schon zu eher mal feuchten Augen (besonders beim Radfahren geht ohne eine Radbrille nicht viel, wenn ich gescheit was sehen will) und so tränen mir tatsächlich mehrmals am Tag die Augen, ohne dass es dafür einen erkennbaren Grund gibt. Aber das empfinde ich als unproblematisch und so lange es nicht schlimmer wird, kann ich damit wirklich gut leben.

Wechselwirkungen

Zusätzlich gibt es auch noch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Stoffen. Das kann dazu führen, dass die gewünschte Wirkung verstärkt oder verringert wird. Beides ist nicht gewünscht, daher muss man einige Dinge beachten.

Die Relevanteste im Alltag ist wohl Grapefruit und deren Verwandte (Pomelo, Limetten, Bitterorangen, aber auch Granatapfel). Auf den Verzehr dieser Früchte muss während der Therapie (also vermutlich für immer) verzichtet werden. Zum Glück nichts, was zu meinen Grundnahrungsmitteln gehört. Allerdings muss ich jetzt noch mehr Kleingedrucktes lesen.

Es gibt noch einige Medikamente, die zu Wechselwirkungen führen können, dafür kann ich aber immer Rückfrage halten bzw. in der Apotheke fragen. Bisher hält sich mein Tabletten-Konsum ja noch in Grenzen. 😅

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Von Janni